Leerstand ab Hof!

Strategien für einen Umbau in der Landwirtschaft

12.-13. Oktober 2017 in Innervillgraten | Osttirol

mehrDokumentation

Leerstand ab Hof!

Zum sechsten Mal veranstaltete das Architekturbüro nonconform die Leerstandskonferenz – ein Think Tank für Fragen und Strategien im Umgang mit Leerstand. Nicht nur Architektur und Nachnutzung von Leerständen werden besprochen, sondern die ganzheitliche Darstellung und Diskussion einflussgebender Faktoren sowie der direkte Austausch der verschiedenen Perspektiven der Teilnehmenden und Referierenden sind Intention der Veranstaltungsreihe, die seit 2011 fast jährlich an wechselnden Orten mit unterschiedlichen Themenschwerpunkten stattfindet.

Die 6. Leerstandskonferenz widmete sich dem brandaktuellen und vielfach interdisziplinär diskutierten Thema: »Landwirtschaft und Leerstand«.

Unseren Partnern Thomas Kranebitter, Raum- und Regionalplaner aus Lienz, Michael Hohenwarter vom Regionsmanagement Osttirol, Matthias Scherer vom Planungsverband 35 – Sillian und Umgebung, Villgraten, Tilliach, sowie den Verantwortlichen der Gemeinde Innervillgraten, besonders Bürgermeister Josef Lusser, danken wir recht herzlich für die Zusammenarbeit vor, während und nach der Konferenz in Innervillgraten. Ein großes Lob und Dankeschön auch an alle Helfer vor Ort, insbesondere den Gemeindemitarbeiterinnen und Benjamin Schaller, der die Exkursion ins Giatla Haus möglich machte!

Leerstand in der Landwirtschaft

Während urbane Räume mit einem ständigen Wachstums-Boom konfrontiert sind, sieht sich der ländlich geprägte Raum vor eine ganz andere Herausforderung gestellt. Ländliche Regionen jenseits der Metropolen sind von Abwanderung betroffen. Es ist vor allem die junge Bevölkerung, die es aufgrund von Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten zumeist in ein städtischeres Umfeld zieht. Zurück bleibt die ältere Generation und mit ihr die Ungewissheit über die Zukunft am Land.

Für viele landwirtschaftliche Betriebe herrscht seit Jahren ein Zwang zum Wachstum. Finanzieller Aufwand und steigender Arbeitsdruck führten dazu, dass mehr als die Hälfte aller Höfe in Österreich keine Vollerwerbsbetriebe mehr sind. Wenn die junge Bevölkerung wegzieht, ist die Nachfolge am Hof meist ungewiss. Damit geht häufig eine Überforderung der Eigentümer mit der Zukunft des eigenen Hofs einher: Welche Optionen gibt es: Abbruch? Sanierung? Nachfolgesuche außerhalb der Familie? Dem Verfall überlassen? Oder gibt es realistische alternative Nutzungen für solche Objekte? Mit dem Abriss eines alten Bauernhauses geht nicht nur ein historischer Bautyp, sondern auch eine Ressource der Kulturlandschaft verloren.

Diesem Thema widmet sich die diesjährige Leerstandskonferenz, die bereits zum sechsten Mal vom Architekturbüro nonconform veranstaltet wird. Gemeinsam mit dem Lienzer Raum- und Regionalplaner Thomas Kranebitter und in enger Abstimmung mit den Verantwortlichen der Region, hat das nonconform Team ein abwechslungsreiches Programm an einem beispielgebenden Ort zusammengestellt. Diesmal ist die Konferenz nach Stationen in Oberösterreich, Steiermark, Niederösterreich und Kärnten in Osttirol zu Gast. Die alpine Osttiroler Gemeinde Innervillgraten liegt in einem Naturparadies, das sehr von Landwirtschaft geprägt ist. Diese Bewirtschaftung in der jetzigen Form zu erhalten, ist eine echte Herausforderung für die Menschen vor Ort. Die Region hat – wie viele periphere Gebiete in Österreich und Deutschland – mit Abwanderung zu kämpfen und versucht Gegenstrategien zu entwickeln und umzusetzen. Einzelne bemerkenswerte Impulsprojekte wurden umgesetzt und eröffnen eine neue Zukunftsperspektive für die Bewohner und Gäste der Region.

Die Leerstandskonferenz 2017 befasst sich auf vielschichtige Weise mit dem Umbau in der Landwirtschaft. Es werden Vorzeigeprojekte aus Österreich, Südtirol und Deutschland hergezeigt und die Menschen, die hinter diesen mutigen Projekten stehen, laden zur Diskussion ein. Die Veranstaltung schafft einen Raum für Dialog, Vernetzung und Voneinander lernen. Es geht schließlich um die Frage, wie es gelingen kann, Orte und Regionen durch kluge Maßnahmen und Strahlkraftprojekte wieder wachzuküssen. Diese Konferenz soll bewusst machen, dass Leerstand auch eine Chance und ein Potential für Veränderung sein kann.

Programm

Die Veranstaltung beginnt am Mittwoch, 11. Oktober 2017 mit einem Eröffnungsabend und die Konferenz startet am Donnerstag, 12. Oktober um 09 Uhr und endet am Freitag, 13. Oktober um 14 Uhr. Die Anreise mit den öffentlichen Verkehrsmitteln ist gut möglich. Vom ÖBB Bahnhof Sillian wird ein Transfer zum Veranstaltungsort und retour organisiert.

Die 6. Leerstandskonferenz bietet Fachvorträge und Diskussionsrunden mit Experten und Expertinnen aus dem In- und Ausland, unzählige Best-Practice-Beispiele zu Um- und Neubau, zu Zwischen- und Wiedernutzung von Leerständen.

Bei einer gemeinsamen Wanderung, Expertenvorträgen und Besichtigungen einiger Best-Practice Bauernhöfe direkt vor Ort sowie dem Rahmenprogramm, lernen die Konferenzteilnehmerinnen die Herausforderungen und die Strategien einer ländlich geprägten Region kennen.

Programmänderungen vorbehalten

Mittwoch, 11. Oktober 2017

Moderation durch beide Konferenztage

Wojciech Czaja – Journalist, Wien

 

Eröffnungsabend

18.00 Auftaktdialog

Masterplan Ländlicher Raum
Andrä Rupprechter – Landwirtschaftsminister, Österreich (angefragt)

Begrüßungsrunde
Matthias Scherer – Bürgermeister, Obertilliach, Osttirol
Martin Mayerl – Landtagsabgeordneter, Tirol
Markus Einhauer – Bürgermeister & Direktor, Trostach, Osttirol

18.45 Filmvorführung „Bauer unser“ (Regie: Robert Schabus)

anschließende Diskussion 

Josef Lusser – Bürgermeister & Landwirt, Innervillgraten, Osttirol
Robert Schabus –  Regisseur, Klagenfurt, Kärnten
Josef Lugger – Gastwirt & Landwirt, Obertilliach, Osttirol
Philipp Jans – Landwirt, Kals am Großglockner, Osttirol
Anna Holzer – Kräuterwirtin, Matrei, Osttirol
Josef Außerlechner – Bürgermeister, Kardätsch, Osttirol
Hermine Kogler – Vizebürgermeisterin & Agrartouristikerin, Moosburg, Kärnten
Katharina Forster – Architektin & Landwirtin, Braunau/Inn, Oberösterreich

21.30 Gemütlicher Ausklang

Buffet mit regionalen Schmankerln

Im Foyer des Veranstaltungsraums wird die Ausstellung „Alte Bausubstanz“ gezeigt

Donnerstag, 12. Oktober 2017

09.00 Begrüßungsrunde

Josef Lusser – Bürgermeister, Innervillgraten, Osttirol
Matthias Scherer – Bürgermeister, Obertilliach, Osttirol
Roland Gruber – Initiator Leerstandskonferenz, nonconform
Thomas Kranebitter – Raum- und Regionalplaner, Lienz, Osttirol

09.30 Land und Leute

Es braucht starke Menschen um das Land zu verändern!
Peter Haimerl –
 Architekt & Landveränderungsstratege, Peter Haimerl.Architektur, München & Bayrischer Wald

Urlaub und (Land)wirtschaft
Peter Zellmann –
 Zukunftsforscher, Wien

Perspektiven für Bauernfamilien in Österreich
Franz Höllinger – Soziologe, Karl-Franzens-Universität Graz

Abschlussdiskussion

11.00 Kaffeepause

11.30 Land und Raum

Es gibt eine Landerwartungshaltung!
Kerstin Schultz – Landentwicklerin im Odenwald & Professorin an der Hochschule Darmstadt, Hessen

Vom Gehen und Bleiben am Land  – Fallsbeispiel Osttirol/Defereggental
Elisabeth Gruber/Petra Köck – Geografinnen/Ethnologin, Universität Wien

Junge Impulse für Spittal an der Drau!
Elisabeth Leitner – Studiengangsleiterin Architektur, Fachhochschule Kärnten

Innenentwicklung stärkt die Orte in der Region Illzer Land, Bayern
Rolf-Peter Klar -Leiter Städtebau & Bauordnung, Regierung von Niederbayern, Bayern

Abschlussdiskussion (Michael Hohenwarter schließt sich der Diskussion an)

13.15 Mittagspause

14.00 Haus und Hof

Der Vetterhof in Vorarlberg
Simon Vetter – Biobauer, Lustenau, Vorarlberg

Vorbildliche Um/Zubauten von Bauernhöfen
Anne Isopp – Freie Architekturjournalistin, Chefredakteurin zuschnitt, Wien

Warum ich wieder zurück aufs Land und auf einen Hof zog!
Katharina Forster – Landwirtin & Architektin, nonconform, Braunau/Inn, Oberösterreich

Abschlussdiskussion (Josef Lusser schließt sich der Diskussion an)

16.00 Kaffeepause mit Gepäck von den Ortsbäuerinnen

16.30 Dorf und Leben

Über Brachen und Nachnutzung landwirtschaftlicher Objekte
Gerlind Weber – 
Raumordnungsexpertin, BOKU Wien

‚Ohne Kubatur kein Käse‘ am Beispiel der Hofkäserei Englhorn, Schleis/Mals
Gerlind Weber – 
Raumordnungsexpertin, BOKU Wien

Qualitätsvolles Alt/Neu
Walter Hauser – Landeskonservator Tirol, Innsbruck

Abschlussdiskussion

17.45 Gemeinsame Traktorfahrt in den Innervillgrater Ortsteil Kalkstein

Vortrag vor Ort im ‚Giatla Haus‘

Das ‚Giatla Haus‘ – Umbau eines Bauernhofs in Kalkstein
Reinhard Madrtisch/Robert Pfurtscheller – 
Architekten, Architekten Madritsch & Pfurtscheller, Innsbruck, Tirol

19.30 Ausklang mit Musik und Essen im Gasthaus Badl Alm im Ortsteil Kalkstein

Rückfahrt in die Unterkünfte im Dorfzentrum von Innervillgraten

Freitag, 13. Oktober 2017

09.00 Sternschnuppen vom Tag 1

09.30 Knackige Kurzvorträge

Gutshof Heidensand in Lustenau
Kurt Fischer – 
Bürgermeister, Lustenau, Vorarlberg

Kaslab´n Nockberge, Radenthein
Sonja Hohengasser –
 Architektin, Hohengasser Wirnsberger Architekten, Spittal/Drau, Kärnten

Städtisches Landleben! Reaktivierung des Leisenhofs
Hannah Kordes –
 Architektin & Konsulentin, Linz, Oberösterreich

Mallhof Bauernhaus/Bauernladen,Bad Kleinkirchheim
Christian Mayrbrugger – Biobauer, Bad Kleinkirchheim, Kärnten

Co-Working am Bauernhof
Stefan Spindler –
 Architekturschaffender, nonconform, Illztal, Steiermark

Der Veidlerhof im Ampfertal
Barbara Lanz/Martin Mutschlechner –
 Architekten, Stadt:Labor – Architekten, Innsbruck, Tirol

Hof 6, Hinterhaus
Thomas Mennel 
– Bauherr & Architekt, memux, Wien/Vorarlberg

Hof Schabus in Watschig
Christoph Abel – Architekten, Abel und Abel Architektur, Klagenfurt/Strengberg, Kärnten/Niederösterreich

Vom Kuhstall zur Galerie
Rudolf Rahofer –
 Gastwirt, Kronstorf, Oberösterreich

Gasthaus Bräu – Wie das leerstehende Wirtshaus eines Bauernhofs wieder wachgeküsst wird!
Erwin Moser –
 Amtsleiter, Munderfing, Oberösterreich

Geisterhäuser durch Kinderaugen gesehen, Lustenau
Julia Kick –
 Architektin, Julia Kick Architektin, Dornbirn, Vorarlberg

Der nicht mehr gebrauchte Schweinestall, München
Holger Heinrich –
 Architekt, raumspur.Büro für Architektur, Gräfelfing, Bayern

Mein Königreich für einen Pferdestall!
Angie Schmied –
 Architektin & Anthropologin, NEST – Agentur für Leerstandsmanagement, Wien

Vorstellung der Arbeitsthemen

11.00 Kaffeepause

11.30 Workshop-Karussell

Fünf Thementische

[1] Wie können Alternativen zu „Wachsen oder Weichen“ für den Strukturwandel in der Landwirtschaft umgesetzt

werden?

[2] Wie kann eine neue Bau(ern)kultur am Land gefördert werden?

[3] Wie kann die Bau(ern)kultur durch den Tourismus neu belebt und gelebt werden?

[4] Wie kann der ländliche Raum eine neue Zukunftschance bekommen?

[5] Wie kann jungen Menschen und Ausheimischen die Rückkehr aufs Land (und den Hof) attraktiv gemacht werden?

13.00 Resümee Workshops und gemeinsames Suppenessen

14.00 Ende der Konferenz

Ort

Gemeindesaal Innervillgraten und ‚Giatla Haus‘ im Ortsteil Kalkstein

9932 Innervillgraten | Osttirol

 
Die Gemeinde Innervillgraten liegt im inneren Teil des vom Villgratenbach durchflossenen Villgratentals, das vom Pustertal abzweigt. Neben dem dörflichen Zentrum, das sich um die Pfarrkirche konzentriert, besteht die Gemeinde aus weit verstreuten Höfen (Streusiedlung) und dem Kirchweiler Kalkstein auf 1640 m Seehöhe. Die westliche und südliche Gemeindegrenze ist zugleich die Grenze zu Südtirol. Aufgrund seiner exponierten Lage (Durchbruch ins Pustertal) ist das Tal erst seit 1956 ganzjährlich erreichbar.
 
Innervillgraten ist einer der letzten Orte in den Alpen, der noch weitgehend unberührt ist. Es gibt keinen Schilift, keine Massen-Gastronomieburgen, keine verschrobene Bauernhausarchitektur, hinter der sich tausende Gästebetten verstecken, keine Massenattraktionen.

Unterkünfte

Hier finden Sie eine Auflistung möglicher Unterkünfte in Innervillgraten und in der Nähe des Veranstaltungsortes, die wir empfehlen können:

Apartments und Ferienwohnungen

Giatla Haus
ab 203,00 € (– 12% Rabatt für Teilnehmer der Konferenz)

Ferienwohnungen Alfonsstüberl
ab 56,00 €

Natur Residenz Villgraten
ab 49,00 €

Ferienpension Senfter
ab 45,00 €

Selmerhof App.-Haus Gutwenger
ab 68,00 €

Obergrafer Hof
ab 52,00 €

Ferienwohnung Untergrafer
ab 85,00 €

Ferienwohnung Mitterwalder
ab 38,00 €

Ferienwohung Innerschmidhof
ab 43,00 €

FEWO Markus Fürhapter
ab 49,00 €

Gasthöfe

Gannerhof
ab 75,00 €

Gasthof Bachmann
ab 44,00 €

Gasthaus Raiffeisen
ab 45,00 €

Alpenpension Bad Kalkstein
ab 42,00 €

Tourismusinformation Innervillgraten:
Arthur Bucher
Tel.: +43 (0)50 212 340
Mail: innervillgraten@osttirol.com

 

Weitere Unterkünfte finden Sie unter:

 

Tourismusinformation Obertilliach

 

Tourismusinformation Sillian

 

Tourismusverband Osttirol

 

Anfragen für die Unterkünfte Natur Residenz Villgraten, Ferienpension Senfter, Gannerhof, Gasthaus Bachmann und Gasthaus Raiffeisen erst ab Ende August möglich.

Organisation

Ganz nach unserem Motto „miteinander weiter denken“ ist für uns Architektur nicht nur das Planen und Realisieren neuer Gebäude, sondern viel mehr, nämlich ein langfristig lebendiges Umfeld zu schaffen. So verstehen wir unsere Aufgabe vor allem darin, die nachhaltige Entwicklung und Revitalisierung von Gebäuden, öffentlichen Räumen und Infrastrukturen voranzutreiben.
Mit unserer Leerstandskonferenz sowie der nonconform ideenwerkstatt und dem nonconform stadthaus verlassen wir ausgetrampelte Wege und beleben mit partizipativer Planung Räume und Plätze neu, schaffen nutzungsoffene, urbane Gebäude und handeln nachhaltig.

Das Konzept der diesjährigen Leerstandskonferenz wurde von dem Kuratorenteam Roland Gruber und Nadine Thaler von nonconform gemeinsam mit dem Lienzer Raum- und Regionalplaner Thomas Kranebitter entwickelt. nonconform hat die Leitung der Konferenz und sind direkter Ansprechpartner für Interessierte. Der Raum- und Regionalplaner Thomas Kranebitter fungiert als Drehscheibe vor Ort. Die inhaltliche Begleitung erfolgt durch die Gemeinde Innervillgraten vertreten durch Bürgermeister Josef Lusser, dem Planungsverband 35 – Sillian und Umgebung, Villgraten, Tilliach vertreten durch den Obertilliacher Bürgermeister Matthias Scherer sowie durch Michael Hohenwarter vom Regionsmanagement Osttirol.